"Was tun bei
Gift-Alarm? - Im Notfall fliehen?"
Konradin Kreuzer (dipl. Ing.
Chem. ETH)
Vortrag an der UDEO vom 26. November 1987 in Luzern.
Wiedergabe mit freundlicher Genehmigung des Verfassers. |
|
●
Ingenieure
●
Unfälle
●
Reaktionen
●
Gefahrenzonen
●
Unterschied Atombombe und
Atomkraftwerke
●
Schutzraum
●
Verstrahlung
●
Denken und Handeln
●
Gefahrenquellen entfernen
●
NUX -
Forum für verantwortbare Anwendung der Wissenschaft |
|
Ingenieure |
|
|
Schweizer Forscher und Forscherinnen sind
kein Haar besser oder schlechter. |
Ich weiss
nicht, was uns blüht, wenn ein Reaktor ausser Kontrolle gerät. So etwas kann
geschehen in der Schweiz oder in der Landesnachbarschaft ebenso (un)wahrscheinlich
wie auf Three Mile Island oder in Tschernobyl. Etwas mehr Bescheidenheit im
Sicherheitsdenken, als es weitherum und besonders bei unseren
sicherheitsbeauftragten Experten üblich ist, täte uns gut. Schweizer
Forscher und Forscherinnen sind kein Haar besser oder schlechter als
Franzosen oder Amerikaner oder Russen oder Japaner. Es gibt in unserem Land
hervorragende Forscher und Ingenieure ebenso wie mittelmässige und mässige;
es gibt auch saumässige am einen Rand ebenso wie Ausbünde von Tüchtigkeit am
anderen. Wir kennen genug Beispiele von menschlichem Versagen wie von
Fahrlässigkeit und sogar extremer Liederlichkeit auch im eigenen Land. (...
) |
|
Unfälle |
|
|
Erinnern Sie sich? |
Erinnern
Sie sich an Seveso, wo am 10.Juli 1976 ein hochgefährliches Gift mitten in
städtischer Siedlung entwich, die betroffenen Menschen aber erst Tage später
und nur stückweise davon erfuhren?
Erinnern
Sie sich an Bhopal, wo der Ausbruch (es war Ende 1984) sofort viele Menschen
tötete und sehr viele chronisch krank machte? ( ... )
Sagt Ihnen der Name Mississauga etwas, der Name einer Stadt in Kanada, wo am
10.November 1979 Eisenbahntankwagen verunglückten, darunter einer mit 90
Tonnen Chlorgas, vier andere mit konzentrierter Natronlauge, wobei auch zwei
Propantankwagen explodierten? Das Unglück geschah, weil sich die Radlager
eines der Güterwagen überhitzten. 36 Stunden nach Beginn des Brandes waren
insgesamt 218 000 Menschen evakuiert worden. Der Queen Elisabeth Highway,
Kanadas wichtigste Fernstrasse, war gesperrt, da man weitere Explosionen
befürchtete, und die Chlorgaswolke reichte kilometerweit - allerdings war
das Gas so stark verdünnt, dass es keine akute Gefahr bildete. ( ... ) |
|
Reaktionen |
|
|
Wir werden wieder, wenn überhaupt, zu spät
erfahren, was geschieht. |
Wenn Gift kommt, werden Sie dann in Ihren
Schutzraum rennen? Die Basler taten es nicht in der Allerheiligennacht,
obwohl ihnen seit Jahr und Tag eingebläut wird, der Schutzraum nütze auch
gegen den chemischen Krieg und gegen friedliche Katastrophen. Viele Basler
und Muttenzer wussten recht wohl, wo ihr Schutzraum ist. Warum denn gingen
sie nicht, sondern hockten erstarrt, gelähmt in Todesangst (denken Sie an
die Familien mit Kindern) in ihren Stuben und warteten, bis etwas mit ihnen
geschehe, bis sie gerettet werden - alles im Passiv, auch das Denken war
weitherum gelähmt? Es stank, aber sie wussten nicht, was stank. Gifte
stinken oder stinken nicht, oder riechen gut. Trotz allen seitherigen
emsigen Verbesserungen der Katastrophenpläne bleibt: Wir werden wieder, wenn
überhaupt, zu spät erfahren, was geschieht. ( ... )
Ein Cheffunktionär der Zivilschutzbehörde von Karlsruhe erklärte uns, für
chemische Unfälle müssten Schutzräume in oberen Etagen der Häuser
eingerichtet werden, weil die meisten giftigen Gase schwerer sind als Luft
und daher in die Tiefen der unterirdischen Schutzräume und der Keller
sinken. ( ... ) |
|
Gefahrenzonen |
|
|
Der von den Bundesexperten eingeschlichene
Schwellenwert von 100 rem kann für geschwächte Menschen und besonders für
Kinder bereits kurzfristig tödlich sein. |
Nun aber
zum eigentlichen Thema, zu den Gefahrenzonen 1 und 2 um das Atomkraftwerk
Gösgen (im Kanton Solothurn) und darüber, wie weit sie Kanton und Stadt
Luzern miterfassen. ( ... )
Die
Bundes-Sicherheitsbehörden - dazu gehören das Eidg. Institut für
Reaktorforschung EIR, der Alarmausschuss der Eidg. Kommission zur
Überwachung der Radioaktivität AA/KUeR und die Abteilung für die Sicherheit
der Kernanlagen ASK - hatten den Auftrag erhalten zu berechnen, wie gross
bei einem schweren Atomkraftwerk-Unfall die Notfallzonen sein müssten, in
denen alarmiert und Hilfemassnahmen organisiert werden müssten. Sie wählten
dazu das Modell PWR-2, setzten Richtlinien und errechneten ( ... )
Wird aus
der vorüberschwebenden Wolke eine Dosis von mehr als 1 rem (>0,01 Sievert)
erwartet, dann sind erste Schutzmassnahmen zu treffen: Türen und Fenster
schliessen, im Haus bleiben. Sie entsprechen im wesentlichem dem, was in der
äusseren Zone 2 zu tun ist.: 60 km Radius, die ganzen Kantone Luzern, Zug,
Aargau, beide Basel und Solothurn, dazu Teile der Kantone Obwalden,
Nidwalden, Schwyz, Zürich, Schaffhausen, Jura, Bern und Gebiete in
Baden-Württemberg und im Elsass. Wird aus der vorüberschwebenden Wolke eine
Dosis von mehr als 10 rem (>0,1 Sievert) erwartet, dann sind strenge
Schutzmassnahmen notwendig: Schutzräume aufsuchen, dazu ausgedehnte Aktionen
der Notfallorganisation. Das sind Massnahmen für die innere Zone 1, rund 25
km Radius (Langenthal-Sursee-Wohlen-Brugg-Rheinfelden), eventuell auch für
windabwärts gelegene Sektoren der Zone 2. ( ... )
Das sind
grosse Zonen, und sie bereiteten den Experten Bauchweh: Sie sind aus
organisatorischen Gründen nicht praktizierbar, die Alarmierung der
Bevölkerung wird schwierig, sie erfordern zu grossen Aufwand und zu hohe
Kosten (so die Begründung des Notfallkonzeptbeauftragten Physikers Wolfgang
JESCHKI von der ASK). Um dem zu begegnen, fanden die Experten folgenden
Trick: Sie setzten die Bedrohungsgrenzen aufs Zehnfache herauf, nämlich auf
10 rem für erste Schutzmassnahmen und auf 100 rem für schärfere Massnahmen
wie Schutzräume etc. ... sprangen also auf der Skalenleiter eine
10fach-Sprosse höher hinauf. Das gab ihnen eine kostenmässig vertretbare,
organisatorisch praktizierbare Zoneneinteilung, für die äussere Zone 2 20
Kilometer, für die innere Zone 1 von 7,3 km Radius. Sie behaupten weiterhin
hartnäckig, ihre Rechnung gelte strikt für ungünstiges Wetter. In
Wirklichkeit aber zogen sie still das Mittel aus dem ungünstigsten Radius
7,3 km und dem günstigsten 1,7 km, macht 7,3 plus 1,7 geteilt durch 2 = 4,5
km. Diese 4,5 km oder "4 bis 5 km" wurden dann eidgenössisch verbindliche
Zonen-1-Vorschrift der Notfallkonzeption. ( ... )
Der von den
Bundesexperten eingeschlichene Schwellenwert von 100 rem kann für
geschwächte Menschen und besonders für Kinder bereits kurzfristig tödlich
sein. ( ... ) |
|
Unterschied Atombombe und
Atomkraftwerke |
|
|
Ein "schweizerischer" Reaktor vermöchte bei
einer schweren Panne kaum grossen Hitzeauftrieb zu entwickeln. Die Wolke
bliebe in Höhen von ein- oder ein paar hundert Metern hängen oder schwebte
nahe über uns weg ... |
Falls ein
schweizerischer Reaktor schwer verunglückt, wird wahrscheinlich das
Geschehen anders ablaufen als in Tschernobyl. Sicher kann dann kein grosser
Graphitbrand eine vergleichbare Hitze erzeugen, weil hiesige Reaktoren keine
Graphitblöcke haben. Was heisst das? Was ist dort geschehen, und was hat das
alles mit einer Atombombe zu tun? Uns wirft man ja oft vor, wir seien nicht
imstande, zwischen einer Atombombe und einem Kernreaktor zu unterscheiden.
Doch, das können wir und wollen es gleich probieren.
Eine
Megatonne Atombombe entwickelt, wenn sie krepiert, den Pilz, einen
gewaltigen Auftrieb aus der ungeheuren Hitze und dem Rückprall der
Explosionsdruckwelle, welche das strahlende Zeug sehr schnell hinaufjagen in
stratosphärische Höhen von 15 bis 20 Kilometer, weg also vom Ort des
Geschehens mit dem grössten Teil der Ladung nach oben, wo es sich
verlangsamend über den Erdball verbreitet und verdünnt.
Sehr heiss,
aber nicht entfernt so heiss wie die A-Bombe, brannte der Graphitblock im
Tschernobyl-Reaktor Nummer 4. Die Glühhitze trieb die Unglückswolke 1 bis 2
km aufwärts, wo sie von den Winden gegen Finnland und Schweden verblasen
wurde. Auch hier gelangte ein grosser Anteil der entwichenen Radioaktivität
auf- und wegwärts, sich verdünnend, aber noch 2000 km weit entfernt
existenzbedrohend, unter anderem für die schwedischen Saamen in Lappland.
Der kleine Teil blieb im ukrainisch-weissrussischen Grenzgebiet und
gefährdet viele Leben.
Ein
"schweizerischer" Reaktor, nehmen wir Gösgen, vermöchte bei einer schweren
Panne kaum grossen Hitzeauftrieb zu entwickeln. Die Wolke bliebe in Höhen
von ein- oder ein paar hundert Metern hängen oder schwebte nahe über uns
weg, liesse also den weitaus grössten Teil ihres Inhalts in unserer Umgebung
von vielleicht hundert oder einigen hundert Kilometer Umkreis niederstrahlen
und niederregnen. Das wäre für unser und die benachbarten Länder weitaus
gefährlicher als es die Katastrophe in Tschernobyl für die Ukraine und für
Weissrussland ist.
"Falls",
sagte ich: aber kann das bei uns geschehen? Es kann, so gut oder so schlecht
wie in Russland, denn - ich habe es schon gesagt - wir sind nicht besser als
die anderen. Auch unsere Reaktoren sind es nicht, und es ist abwegig, mit
dem Prahlen über unsere ausserordentlichen Containments oder Schutzhüllen
daran vorbeireden und vorbeitrösten zu wollen. ( ... ) |
|
Schutzraum |
|
|
Die Menschen von Tschernobyl müssten heute
noch im Schutzraum sein. |
Mit Alarm
und mit Information ist noch keine Hilfe, kein Schutz, keine Rettung oder
Heilung gegeben. Der "Schutzraum - Mittelpunkt aller Zivilschutzmassnahmen"
- so hiess ein Plakatslogan des Bundesamtes.
Ich habe
meine Zweifel an der Tauglichkeit der Schutzräume: nicht nur unter einer
chemisch-giftigen, sondern auch unter einer radioaktiven Wolke. Bei der
chemischen, weil ich im Notfall die Natur des Giftes nicht kenne, das mir
vielleicht in die Niederungen des Schutzraumes nachsinkt. Bei der
strahlenden, weil ich erwarten muss, dass sie ein ganzes Spektrum
verschieden lang lebiger Stoffe enthält, die mich für lang, sehr sehr lang
in den Schutzraum zwingen.
Die
Menschen von Tschernobyl müssten heute noch im Schutzraum sein. |
|
Verstrahlung |
|
|
Das Unverhältnis zwischen einer
aushaltbaren Schutzraum-Aufenthaltszeit und der Verstrahlungszeit scheint
mir unüberbrückbar. |
Der
Vertsrahlungsgrad der Tschernobyl-Umgebung entspräche hier dem
Verstrahlungsgrad eines mittelschweren Unfalls. Die Folgen eines solchen
Unfalls hat die ASK zuhanden der eidgenössischen Räte (für den
Kaiseraugst-Entscheid und für die Haftpflichtgesetz-Änderung) ausgerechnet,
überaus tendenziös verharmlosend allerdings, wie ich das in der nux-Nr.27
(Februar 1983) von den "10'000 Wegwerftoten und den 10'000 Wegwerfkrüppeln"
kritisch kommentiert hatte. So viele Spättote nämlich und Spätinvalide des
Modellunfalls waren in der Studie von Dr. COURVOISIER zu Franken null
Versorgerschaden gerechnet worden, waren also gratis. Die 500 Soforttoten
und die 500 Sofortinvaliden galten immerhin 365'000 Franken das Stück. Die
andern, so argumentierte er, würden erst Jahre später zugrundegehen und in
der Todesstatistik verschwinden - ein makaberes Amtsstück, welches bei den
National- und Ständeräten nichts, keine Regung, keine einzige Frage
auslöste. Die Studie enthielt auch eine Dekontaminier- oder
Entstrahlungsrechnung von Gelände, welcher jeder Bezug zur Wirklichkeit
fehlt.
Das
Unverhältnis zwischen einer aushaltbaren Schutzraum-Aufenthaltszeit und der
Verstrahlungszeit scheint mir unüberbrückbar. - Fehlt noch wie versprochen
zu sagen, wie Sie sich selber in solcher Gefahr verhalten können: Warten
Sie, bis Sie gerettet werden, oder wollen Sie selber denken und handeln,
etwa gar fliehen? Hend Sie s'Telifonbuech glese? Sötted Sie - ich mein nüd
s'ganz, gad die henderschte paar Siite, ond Sie sötted guet noetenke debii -
zum Beispiel beim "Zivilschutzmerkblatt für Kriegszeiten" (zuhinterst im
Telefonbuch). Suchen Sie beim Lesen danach, ob irgend eine Andeutung drin
ist, wie Sie sich bei ausbrechender oder ausgebrochener Gefahr verhalten
oder schützen sollen. Ich habe dazu nichts gefunden, ausser, dass Sie
hinuntergehen und "beim Eintreffen im Schutzraum die Anordnungen des
Schutzraumchefs befolgen" müssen. Das Merkblatt gibt Ihnen eine Checkliste
der Dinge, die Sie im Rucksack mit hinunternehmen sollen. Sie werden in den
Minuten der Angst und Ratlosigkeit dankbar die Liste abchecken und mit dem
Zeug hinunter gehen. Sollte es dann ernst gelten, dann werden Sie im
Schutzraum Schutz geniessen, bald aber verdursten - denn das Bundesamt für
Zivilschutz hat vergessen, in der Notproviantliste Wasser und Gefässe zu
empfehlen - lesen Sie selber genau nach. |
|
Denken und Handeln |
|
|
Tausende in Basel und rund um Schweizerhall
haben erfahren müssen, was das Warten nach dem Alarm im wer weiss giftigen
Gestank, in der Todesangst, im Eingesperrtsein, zusammen mit Kindern oder
Kranken oder alten Angehörigen oder mit ungeliebten Nachbarn, in ihrem
Inneren auslöst. |
In
Friedenszeiten wird der "Allgemeine Alarm" für Sie heissen: Radio hören. Der
gefährlichere "Strahlenalarm"heisst "Schutz suchen - Türen und Fenster
schliessen. Sofort nächst gelegenen Schutzraum oder Keller aufsuchen.
Transistorradio mitnehmen und weitere Anweisungen befolgen." Kein Wort steht
darin, dass Sie selber denken und handeln sollen. Sie hängen vom ersten
Moment an untätig und hilflos davon ab, ob Ihnen die Unfallverursacher,
Krisenstäbe von Kanton oder Gemeinde, oder ob niemand Bescheid sagen oder
Hilfe anbieten kann. Bis der Schutzraumchef (wenn überhaupt und dann
vielleicht ebenso unwissend wie Sie) in Ihren Keller kommt, kann es Stunden
dauern oder einen Tag oder länger. (Der Zivilschutz ist, wenn überhaupt
verfügbar, erst zweite Garde.)
Tausende in
Basel und rund um Schweizerhall haben erfahren müssen, was das Warten nach
dem Alarm im wer weiss giftigen Gestank, in der Todesangst, im
Eingesperrtsein, zusammen mit Kindern oder Kranken oder alten Angehörigen
oder mit ungeliebten Nachbarn, in ihrem Inneren auslöst. Was wäre aus ihnen
geworden, wären sie nicht schon nach drei Stunden voreilig mit Endalarm aus
der schlimmsten Verkrampfung oder dem Schock erlöst worden? Viele hatten die
Stadt verlassen wollen, es aber nicht gewagt, weil das Radio gemeldet hatte,
alle Verkehrsadern seien gesperrt worden - sozusagen aus organisatorischen,
aus fürsorglichen krisenfunktionären Überlegungen. Wäre der Gestank akutes
Gift gewesen, dann wären diese Menschen behördlich daran gehindert gewesen,
sich selber zu retten und Zeichen zu setzen für andere, ein gleiches zu tun.
( ... )
Bleiben
oder fliehen? Zwischen den beiden müssen wir wägen ... dann wählen.
Schlimmer wäre wohl bleiben und dann fliehen; noch dümmer, bleiben und
warten, bis höhere Funktionäre oder sich selber aufopfernde Car-Chauffeure
uns aus den Todesfallen evakuieren. Ich betone noch einmal, ich fände es in
einem lebensbedrohlichen Ereignis unerträglich, mich passiv den
obrigkeitlichen Weisungen auszuliefern. Wenn schon gefährdet, dann will ich
mich und die Meinen mit eigenen Kräften zu retten versuchen. Von den
Behörden und Krisenstäben erwarte ich, dass sie Selbsthilfe begünstigen und
nicht erschweren, unter anderem mit einer von Anfang an offenen Information
und dadurch, dass sie die Verkehrsmittel in den Dienst dieser selbständigen
Öffentlichkeit stellen. Behörden und Krisenstäbe werden damit genug zu tun
haben, den zur Passivität Verurteilten, den Kranken und Behinderten aus der
Not zu helfen. Wenn ihnen das gelingt, haben sie Gewaltiges vollbracht. |
|
Gefahrenquellen entfernen |
|
|
Wachsen sollen die Ansprüche an uns selber,
das Verlangen, dass wir der Übersättigung und der Abstumpfung entfliehen,
dass wir aus weniger mehr machen, dass wir zum Beispiel Energie nutzen statt
sie verschleudern. |
Und doch
habe ich ein Rezept, das einzige, das uns das eben beschriebene Leid
ersparen kann - es heisst, die Gefahrenquellen entfernen, die Atomkraftwerke
stilllegen. Das muss sofort geschehen, denn leider ist es so, dass diese uns
auch nach dem Abschalten mit ihren heissen Rückständen noch jahrelang
gefährden. Die Ruinen abprotzen und entstrahlen, den Schrott "entsorgen"
(wie das so schön heisst), ist ein noch lang ungelöstes Problem. Denken Sie
an Three Mile Island, das seit 1979 und noch während weiteren Jahren
entstrahlt werden muss. Auch die Schweiz quält sich mit dem "Entsorgen" von
zwei verunglückten nur kleinen Reaktoranlagen: Lucens 1969 (dort liegen
immer noch unbewältigte Rückstände (nux-73/74, 1991) oder Diorit in
Würenlingen (nux-52, 1988).
Das
Stilllegen kann sofort geschehen. Das ist auch
gesellschaftlich-wirtschaftlich dringend erforderlich. Wir sind ja masslos
geworden im Konsum und in unseren Ansprüchen, sind die Wachstumskurve
rücksichtlos so hoch hinaufgeklettert, dass ein Sturz unvermeidlich sein
wird - ein schmerzhafter Sturz. Je schneller wir umkehren, desto weniger
schrecklich wird der Sturz. Wachsen darf nicht mehr unsere Gier nach
Konsumgütern, Dienstleistungen und nach weiterem sinnlosem Verschleiss.
Wachsen
sollen die Ansprüche an uns selber, das Verlangen, dass wir der
Übersättigung und der Abstumpfung entfliehen, dass wir aus weniger mehr
machen, dass wir zum Beispiel Energie nutzen statt sie verschleudern. Wenn
wir das tun, haben wir mehr als genug Energie aus den Wasserkräften und der
Sonne.
Erst
solches Tun bringt uns zum Aufblühen, lässt die Phantasie entwickeln, lässt
uns viele Dinge geniessen, statt dass wir ihrer überdrüssig sind. Erst das
bringt neue Lebensfreude, und damit lassen sich beliebig viele Arbeitsplätze
finden.
Konradin
Kreuzer |
Anmerkung:
Wie in den aktuellen SolarPeace-Informationen erwähnt, ist ein Ersatz des
Atomstroms durch erneuerbare Energien in der Schweiz problemlos möglich.
Vgl. hierzu:
"Ersatz-Potential
für 15 Atomkraftwerke"
, 'Energie&Umwelt', 1/03
Potenziale der rationellen Elektrizitätsverwendung und der
Elektrizitätserzeugung aus erneuerbaren Energien
,
Bundesamt für Energie (BfE),
30.1.2003
"Wir müssen den Atompfad verlassen." , Interview mit Hans-Rudolf
Zullinger, Präsident der Energieforschungskommission des Bundes CORE in
'Energie & Umwelt', 1/03, Magazin der Schweizerischen Energie-Stiftung
(SES)
|
NUX - Forum für verantwortbare Anwendung der
Wissenschaft |
|
|
|
Konradin Kreuzer
(dipl. Ing.
Chem. ETH) ist Herausgeber von:
Forum für verantwortbare
Anwendung der Wissenschaft
Forum for Resonsible Application
of Science
CH-4112 Flüh (Schweiz/Switzerland)
Telefon (+41) 061 731 2272
e-mail:
konradin.kreuzer@nux.ch |
|
|
|
|
|